Einfach gesagt – Meine 3 Lieblingstipps für Selbständige
Einfach gesagt, einfach getan ist fast meine LieblingsSchreibRubrik, denn sie zeigt ganz viel von meinem Herzen. Von meinen Gedanken und Zweifeln. Am Anfang eines Jahres versuche ich mir immer einige Ziele für das neue Jahr zu setzen, nichts weltbewegendes, kleine Dinge für mein Herz. Sogenannte Jahresrückblicke finde ich persönlich nur spannend, wenn man ehrlich zu sich ist.Nur wer ist das schon. Wer sagt schon gern, was man im vergangenen Jahr nicht geschafft oder durchgezogen hat? Versuchen kann man es doch. Und vor allem, wenn man private Dinge nicht durchzieht, wie soll man es dann im Business schaffen? Wie soll man Dinge schaffen, wenn keiner sagt, in welche Richtung es geht? Ich wurde bei einem Einzelcoaching gefragt, welches meine Most learnings in den letzten Jahren „Unternehmertum“ waren, wie und warum die Jahre so unterschiedlich verlaufen. Bleibt diese Kurve immer im Fluß und wann ist einfach alles im Flow ohne Ups und Down? Zu allererst: Ich liebe die Selbstständigkeit mit all ihren Tücken! Ich genieße die Vorteile und bin mir auch der Nachteile (Hallo Kreuzbandriss!) bewusst. Und ja ich habe auch viele schlaflose Nächte gehabt und werde diese immer mal noch haben. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die mir helfen, mich jeden Tag zu freuen und nicht aufzugeben.
Lerne Nein sagen!
Na sicher, nur wie soll das gehen, man braucht am Anfang und überhaupt und für immer jeden Cent. Und ja, ich lerne das bis heute. Täglich. Immer wieder. Es ist so schwer Freunden/Nachbarn/eventuell-vielleicht-bald-Neukunden Nein zu sagen und doch so wichtig. Warum überhaupt? Ist doch nicht schlimm, wenn ich (ich bleib bei der Fotografie, nur passt es auch auf Bäcker, Stylisten, Gärtner, was immer ihr wollt!) eine Hochzeit von Freunden für 100€ zu fotografieren. Ganz im Gegenteil: Wie nett ist das bitte, wenn man eingeladen wird und trotzdem noch Geld dafür bekommt? Ja. Ne. Ist klar. Hört sich ganz zauberhaft an. Man darf mitfeiern und gleichzeitig erwarten die Menschen auch gar keine wirklichen Hochzeitsfotos, weil man ja Gast ist. Nur ist das nie Realität. Denn die Erwartungshaltung ist immer hoch. IMMER. Unabhängig vom Preis möchte der Kunde seine erwartete Leistung haben. Also bleibt nur eins: Von Anfang an NEIN sagen. Denn man kann nur verlieren. So ging es mir zumindest. Man verliert 1. den Ruf ein wirklicher Profi zu sein (weil die Bilder waren ja nur halbherzig und die eines Gastes), 2. man verdient kein Geld (weil die Freunde wollen dann auch nur noch 100€ und ein Abendessen zahlen), 3. man verliert die Freunde (man hat schließlich die Hochzeitsfotos ruiniert) – es kann also nix werden.
Wie macht man das also mit dem Nein sagen? Ganz ehrlich: ich übe das immer noch an kleinen Dingen im Leben. Nein, ich möchte nicht beim dritten Kind auch in den Elternrat. Nein danke, bei diesem Kuchenbasar werden wir nicht mit selbst gebackenem Kuchen teilnehmen. Sehr gern kaufen wir einen. Nein, leider haben wir keine Zeit beim Großreinemachen des Schulgartens zu helfen. Ganz lieb von euch, nur dieses Wochenende möchten wir keinen Besuch…usw. Verstehst du? Es gibt täglich Anfragen, die wir dankend ablehnen können und dürfen!!! Es ist völlig okay, das abzusagen, was nicht hilfreich ist und vor allem nicht glücklich macht, es gibt noch 1001 andere Dinge aktiv zu sein. Nur suche ich mir gern meine Aktivitäten in meiner Freizeit selbst aus. Also bitte LERNE NEIN SAGEN!
Nimm den Druck raus.
Alles klar, hab ich doch schon. Bin ja nicht im Elternrat. Da kann ich doch im Business Vollgas geben. Kannste. Nur eben nicht jeden Tag und jede Nacht. Ich bin so jemand, mir sagt mein Körper oder zumindest meine Laune, wenn es genug ist. In den ersten Jahren hab ich wie eine Wahnsinnige alles angenommen, was nur im Entferntesten Auftrag gerufen hat. Egal, zu welchem Preis. Hat mich das vorwärts gebracht? Nein. Hat mich das im Business glücklich gemacht? Nein. Hat es mich zumindest privat glücklich gemacht? Sicher nicht. Eine kleine Insiderstory dazu: Dezember 2014 hatte ich einen Vollzeitarbeitsvertrag für einen Angestelltenjob vorliegen und wollte die Fotografie hinschmeißen. (Von Herzen DANKE an einige Lieblingsmenschen, die mein Geheule in dieser Zeit ausgehalten haben.) Das ganze Jahr durchgearbeitet, kaum zu Hause und kaum Geld (bis auf wenige Ausnahmen!). Das war mal so richtig blöd. Was war schief gelaufen? Zuviel Druck! Immer wieder und jeden Tag. Du musst das doch schaffen, du bist selbstständig und die Kinder schon fast groß. Andere packen täglich noch viel mehr. Nur für mich war es einfach zu viel und vor allem hat mir die Wertschätzung gefehlt. Wenn dir jemand 100€ für eine ganztägige Hochzeitsreportage anbietet, ist man einfach sprachlos. Wie und warum sollte jemals jemand einen realistischen Preis zahlen? Zu der Zeit utopisch und vor allem gar nicht lange her, das hat mich mehr als demütig und dankbar gemacht dieses Jahr. Wie habe ich den Druck rausgenommen – ich habe mir Anfang 2015 einen Teilzeitjob gesucht, Artikel auspacken bei Depot. Denn eins kann ich: Arbeiten. So hatte ich eine finanzielle Basis und der Rest kam von ganz allein. Dort war ich ein paar Monate, ohne das es irgendjemand wusste. Mein Kopf war frei auf die richtigen Kunden zu warten und der Terminkalender hat sich von allein gefüllt. Der Druck raus und ich weiß, wohin und wie die Reise gehen soll. Also bitte NIMM DEN DRUCK RAUS.
Such dir Verbündete.
Wie das denn jetzt noch? Wir reden doch von der Selbstständigkeit. GENAU DESHALB! Mein wichtigster Part im Business sind meine Verbündeten, Fotografenkolleginnen und Netzwerkpartner, gern auch aus völlig anderen Bereichen. Weil genau diese Menschen die gleichen Sorgen und Ängste haben, weil es wunderbar und unfassbar hilfreich ist sich bei Unternehmerstammtischen auszutauschen. Ich weiß, dass es mache für Quatsch und Zeitvertreib halten, nur ich schwöre darauf. Jeder sollte einen Notfalltelefonjoker haben, der einem den Kopf gerade rückt, wenn man nicht weiß, wie weiter oder wie etwas beantworten. Es gibt soviel Bereiche, von denen ich keine Ahnung habe: Buchhaltung, Steuern, Reisekostenabrechnung, Marketing, Styling, Technik und vieles mehr. Ist es nicht großartig, Verbündete zu haben, die für die gleichen Dinge einstehen und die gleichen Leidenschaften haben? Wo soll man die denn finden? Ganz einfach: geh auf Netzwerktreffen und Unternehmerstammtische, findet man über Social Media oder die Handwerkskammer, IHK, whatever. Mach Weiterbildungen in den Themen, die dich interessieren – unerlässlich! es gibt facebookgruppen zu jedem Thema. Also bitte SUCH DIR VERBÜNDETE.
Es muss nicht immer perfekt sein.
Mein extraTipp. Ich weiß, bis hier war viel Text und es ist schon Nummer 4 – sorry dafür, nur ohne Nummer 4 geht es nicht. Niemals nicht. Was es bedeutet? Ganz einfach: Du darfst deinen Kids auch mal eine Pizza bestellen und musst nicht jeden Tag frisch kochen. Selbstständig zu sein (oder auch Vollzeit zu arbeiten) ist für manche Menschen ohne Familie kaum zu bewältigen. Ich habe Freunde, die arbeiten einfach rund um die Uhr. Irre und die Hütte ist auch noch sauber. Regelmäßig Sport geht auch. Bewundernswert. Wenn du noch Teenager, die IMMER hungrig sind, im Nacken hast, wird es an manchen Tagen zur Mission impossible. An manchen Tagen läuft bei mir auch alles gleichwertig, da bin ich gut im Job und der Haushalt blitzt und die Hausaufgaben sind fertig und das Abendessen besteht aus mehr als einer Schnitte. Nur gibt es auch die anderen Tage, an denen man es kaum schafft die Kinder pünktlich abzuholen und es eben Pizza/Döner/Chinamann inklusive Variationen braucht und es ist okay! Niemand sagt, dass es leicht ist. Niemand sagt, dass es keine blöden Tage gibt. Die gibt es bei jedem und immer. An den ganz doofen Tagen hilft eine Fahrradtour zur Eisdiele eben mehr als durchzuarbeiten, damit die Wäsche pünktlich fertig ist. Okay, wenn keine Schlüpfer mehr im Schrank sind, muss man improvisieren. Und ja, man darf auch Bäckerkuchen mit zum Kuchenbasar bringen. Hat denn hier niemand Bad Moms geschaut? Und im Business? Man darf sich mal rausnehmen. Ich finde sogar, dass man es muss. Ein Kaffee mit einer Freundin hilft mir immer, um den Kopf frei zu pusten, andere Ansichten zu hören und über berufsfremde Dinge zu sprechen, kann nicht schaden. Hol dir neue Ideen bei einem Spaziergang, bei einer Miniauszeit für einen Tag und mach dich wieder frisch. neuer Input kommt überall her, nur eben nicht mehr nach 12h am Schreibtisch. Habt ihr etwa gedacht, ich fahre aus lauter Lust und Laune jeden Monat an einen neuen Ort? Auf keinen Fall! Gut für mich means gut für`s Business. Also bitte ES MUSS NICHT IMMER PERFEKT SEIN!
Bester Tipp zum Schluss: #chillmaldeingesicht (Danke Michi!) und mein schon oft empfohlenes Entscheidungsprinzip Hell Yeah oder Hell NO. Das sollte der regelmäßige Leser kennen. Wenn es nicht HELL YEAH aus dem Bauch heraus ist, dann macht es nicht! So entscheiden wir unseren Urlaub, beim Klamottenkauf und vieles mehr. Hilft privat und im Business. Das ist das Gute an dem vielen Text, er geht immer und keiner soll mir sagen, dass er davon nichts umsetzen kann…Glaub ich nicht! Es ist eine Frage der Prioritäten, die man sich selbst auferlegt. Vielleicht verrate ich euch mal meine. Irgendwann.
Bei Fragen, Anregungen und Kommentaren freu ich wie Bolle. Wer Lust auf einen längeren und intensiveren Tag mit mir hat, freu ich mich auch.